Das Ende eines Szene-Lokals: Rosis macht dicht
Es ist ein trauriger Anblick für alle Nachtschwärmer und Kulturbegeisterte: Das beliebte Rosis Amüsierlokal an der Eschenstraße, Ecke Dammweg ist Geschichte. Fette Bretter prangen am Eingang und an den Fenstern, alles ist verriegelt und verrammelt. Sogar am Hintereingang wurde das Schloss ausgetauscht – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass hier erstmal nichts mehr geht.
Eine bewegte Geschichte seit 2009
Rosis Amüsierlokal hatte im Februar 2009 eröffnet, früher gab es in den Räumlichkeiten mal das Nubeatz und das Flower Power. Über 16 Jahre lang war das Rosis ein fester Bestandteil der Dresdner Clubszene. Im Rosis gab es nicht nur Tanzveranstaltungen, sondern über die Jahre hinweg immer auch wieder Konzerte, hier spielten unter anderem die „Lazy Boys", „Paisley" oder „Big John Bates", der Club hatte mit seiner norddeutschen Note eine echte Marke im Szeneviertel gesetzt.
Die Räumlichkeiten an der Eschenstraße 11 haben eine lange Tradition als Unterhaltungslokal. Bevor das Rosis dort einzog, tummelten sich in den gleichen Räumen schon das Nubeatz und das legendäre Flower Power, an das sich noch viele ältere Dresdner mit nostalgischen Gefühlen erinnern.
Insolvenz als Grund für die Schließung
Betreiber des Amüsierlokals war die Rockin Food & Drinks GmbH mit Geschäftsführer Christian von Canal, die unter anderem auch das Burgerheart an der Louisen-/Ecke Alaunstraße betreibt. Allerdings gibt es gegen die „Rockin Food" bereits seit Ende April ein Insolvenzverfahren.
Die Hintergründe sind komplex: Durch Beschluss des Amtsgerichts Dresden vom 30.04.2025, AZ: 536 IN 286/25, ist das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft eröffnet worden. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Bereits im Februar 2025 war ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt worden.
Das Unternehmen befindet sich seit Mai in Liquidation, das heißt die Firma wird abgewickelt und ein Insolvenzverwalter versucht durch den Verkauf der Vermögensgegenstände die Schulden zu begleichen.
Ein Gastronomiebetrieb mit vielen Standbeinen
Die Rockin Food & Drinks GmbH war nicht nur für das Rosis verantwortlich. Gegenstand des Unternehmens: Einrichtung und Vermietung von Diskotheken, Restaurants sowie Vertrieb und Einbau von Licht-, Ton- und Videotechnik; Dekorationsausbau und -vermietung Bühnenbau sowie Vertrieb und Verkauf von Veranstaltungsmobiliar und sonstiger Ausstattung; Durchführung von Veranstaltungen, Events sowie Vermittlung und Engagements von Künstlern sowie Ausleihen eigenen Personals für diese Veranstaltungen; Betreiben von gastronomischen Einrichtungen und Cateringservice; Handel mit Getränken und Lebensmitteln.
Das 2013 gegründete Unternehmen hatte ein breites Portfolio aufgebaut. Neben dem Rosis betrieb Christian von Canal auch das beliebte Burgerheart an der Alaunstraße sowie weitere gastronomische Einrichtungen.
Auch das Nachteck ist Geschichte
Besonders tragisch ist das Schicksal des Nachtecks. In das Amüsierlokal war im Oktober 2023 das Nachteck eingezogen. Vor allem wegen der Studi-Partys und der Comedy-Shows war der Club ziemlich beliebt. Für das Nachteck zuständig war die Events 2 Move GmbH aus Dresden mit Geschäftsführer Ilja Rautenberg. Die letzte Party gab es vor der Sommerpause im Mai. Nun sind auch diese Räumlichkeiten vorerst geschlossen.
Das Nachteck hatte sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht und war besonders bei der jungen Zielgruppe sehr beliebt. Die Mischung aus Studentenpartys und Comedy-Events hatte eine Lücke in der Dresdner Nachtwelt gefüllt.
Weitere Verluste für die Szene
Die Schließung betrifft nicht nur das Rosis und das Nachteck. Ebenfalls geschlossen sind die Burger-Kombüse im Rosis, das Hellmuts und der „Grüner Salon", in dem Billard, Tischkicker und Dart gespielt werden konnte.
Damit verliert die Dresdner Neustadt gleich mehrere beliebte Anlaufstellen für verschiedene Zielgruppen. Vom alternativen Clubpublikum bis hin zu Billard-Enthusiasten – alle müssen sich neue Orte suchen.
Mögliche Ursachen: Brandschutz als Problem?
In den Kommentaren zum ursprünglichen Artikel finden sich Hinweise auf die wahren Gründe der Schließung. Ein Leser schreibt: "Das ganze hat wohl mit nicht umsetzbaren Brandschutzanforderungen zu tun. Das Hellmuths hat ja deswegen schon seit Jahresanfang geschlossen."
Falls diese Vermutung zutrifft, würde dies zeigen, wie schwierig es für Clubbetreiber geworden ist, alle behördlichen Auflagen zu erfüllen. Brandschutzanforderungen haben sich in den letzten Jahren verschärft und können für ältere Gebäude zu unüberwindbaren Hürden werden.
Ein Verlust für die Jugend
Die Schließung trifft besonders die junge Generation hart. Wie ein Kommentator treffend schreibt: "Na schade, wenn auch nicht meine Lieblingsclubs, aber wieder eine Schließung von Lokalen die sich besonders an die junge Generation richteten – Studierende."
In Post-Corona-Zeiten ist es für die Clubszene ohnehin schwierig geworden. Viele junge Menschen haben andere Freizeitgewohnheiten entwickelt, und gleichzeitig kämpfen die Betreiber mit gestiegenen Kosten und verschärften Auflagen.
Hoffnung auf Nachfolger
Trotz aller Trauer gibt es auch Hoffnung. "Ich hoffe die Läden finden bald neue Betreiber*innen, die Standorte sind gut", schreibt ein Kommentator. Tatsächlich sind die Räumlichkeiten an der Eschenstraße gut gelegen und haben eine lange Tradition als Unterhaltungslokal.
Erinnerungen an bessere Zeiten
"Bye Bye Rosis, einen schönen Abend hatte ich dort, mit viel queerem Leben, es gab Drag Shows etc." – so verabschiedet sich ein Besucher von seinem Lieblingsladen. Das Rosis war nicht nur ein Club, sondern auch ein Ort der Vielfalt und Toleranz, an dem verschiedene Szenen zusammenkamen.
Andere erinnern sich an noch weiter zurückliegende Zeiten: "In dem Club, damals hieß er noch Flower Power, hab ich regelmäßig Hausverbote gesammelt… War ne schöne Zeit."
Eine ungewisse Zukunft
Derzeit ist unklar, wie es mit den Räumlichkeiten weitergeht. In den social-media-Kanälen und auf den Websiten der Clubs gibt es aktuell noch keinen Hinweis auf die Schließung. Anfragen vom Neustadt-Geflüster bleiben bislang unbeantwortet.
Die Insolvenz der Rockin Food & Drinks GmbH bedeutet, dass ein Insolvenzverwalter nun versuchen wird, die Vermögenswerte zu verkaufen, um die Schulden zu begleichen. Ob und wann neue Betreiber die Räumlichkeiten übernehmen können, steht in den Sternen.
Das Ende einer Ära
Mit der Schließung von Rosis und Nachteck endet ein wichtiges Kapitel der Dresdner Clubgeschichte. Über 16 Jahre lang war das Rosis eine feste Größe in der Neustadt, ein Ort für Musik, Tanz und Begegnung.
Die Schließung zeigt auch die strukturellen Probleme der Clubszene auf: Steigende Mieten, verschärfte Auflagen und veränderte Freizeitgewohnheiten machen es immer schwieriger, solche Orte profitabel zu betreiben.
Bleibt zu hoffen, dass sich bald neue Betreiber finden, die den Geist dieser besonderen Orte weiterleben lassen – damit die Dresdner Neustadt auch in Zukunft ihre lebendige Club- und Kulturszene behält.
Quellen:
- Neustadt-Ticker: Rosis Amüsierlokal und Nachteck geschlossen
- NorthData: Rockin Food & Drinks GmbH, Dresden
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